Endlich Sommer – endlich Urlaub

Ich liebe es zu verreisen, auch wenn die Auswahl des Reiseziels komplizierter geworden ist. Denn die Fragen „Brauche ich das Flugzeug wirklich?“, „Welches Urlaubsziel geht ohne Fliegen?“, gehören inzwischen dazu. Für manche, stelle ich fest. Andere freue sich lieber über günstige Preise und das breite Angebot an Zielen von Amsterdam bis Zagreb – um die Interkontinentalflüge nicht zu erwähnen.

Erinnern Sie sich an das Wort „Flugscham“. Es kam ein paar Jahre vor der Pandemie auf. Dann war das Reisen für einige Zeit aus ganz anderen Gründen fast nicht möglich–. Bei allem Schrecklichen für uns Menschen: dem Klima hat es gutgetan. Inzwischen sind die Flugzahlen in Europa und interkontinental wieder fast auf dem Niveau von vor der Pandemie, Tendenz steigend. Und wer redet noch von Flugscham? Am ehesten die Mitarbeitenden aus dem Umweltbüro. Aber auch die nur höchst ungerne. Denn dieser Mechanismus, dass man sich schämen soll und muss, sich rechtfertigen soll und muss, hat zu keiner spürbaren Veränderung des Verhaltens geführt – Gegenbeispiele werden gerne entgegengenommen.

Ich denke, es ist eher ein strukturelles Problem. Wenn Flüge so viel kosten würden, wie sie tatsächlich die Umwelt belasten, wäre Fliegen so teuer, dass es sich nur wenige leisten können. Aber wäre das nicht sozial ungerecht, wenn nur die Reichen fliegen und die Armen zuhause bleiben?

Ich denke, dass dies verkehrt ansetzt. Es gibt kein Recht auf einen Urlaub mit dem Flugzeug. Verreisen geht auch anders. Das zeigt, dass zum Beispiel innerdeutsche Flüge zurückgegangen sind. Nachtzugverbindungen wurden erweitert, so dass man schlafend größere Entfernungen zurücklegen kann.   

Als Gesellschaft haben wir uns zu sehr an diese viel zu günstigen Flüge gewöhnt. Sich wieder zu entwöhnen ist viel schwieriger.

Problematisch wird es, wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht und für etliche keine Erholungsreisen mehr möglich sind, auch nicht an der Nord- oder Ostsee, oder im Thüringer Wald.

Wir erleben, dass die Extremwetter zunehmen, dass Kommunen, Länder und der Bund immer mehr Geld für die Beseitigung von Unwetterschäden und in Klimaanpassungsmaßnahmen stecken müssen. Schwer wird das für Länder, in denen die Kommunen und die Zentralregierungen dafür kein Geld haben. Meist sind dies genau die Länder, die am stärksten mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben.

Was also tun? Doch nochmal vor dem Kauf des nächsten Flugtickets prüfen, ob es auch anders geht. Praktische Tipps und Anregungen, wie Sie Ihren Urlaub fair gestalten können, finden Sie bei Brot für die Welt: https://www.brot-fuer-die-welt.de/fair-reisen/. Als letztes Mittel können Sie den CO₂-Verbrauch kompensieren. Eine Möglichkeit dazu ist über die Klimakollekte (www.klimakollekte.de).

Die Klimakollekte ist ein kirchlicher Kompensationsfond für CO₂-Emmissionen.

Dort sind übrigens auch Projekte unserer Partner in Kuba gelistet, die Bauern beim Einsparen von CO₂ helfen, und gleichzeitig den Alltag erleichtern (https://klima-kollekte.de/projekte/kleinprojekte/11-01-2018-erneuerbare-energien-mit-biogas-in-kuba).

Aber damit kein falscher Verdacht entsteht: Sie müssen nicht fliegen, um die Bauern und Bäuerinnen zu unterstützen.

Einen schönen Sommer und einen gesegneten Urlaub!

Barbara Neubert

Referentin für den Kirchlichen Entwicklungsdienst der EKBO,
Kuba-Referentin